Was läuft? Verkehr(t) in Bahrenfeld

Wenn es bei den jetzigen Planungen bleibt, ist die Science City fertig, bevor die erste S-Bahn dorthin fährt. Das war für die AG Verkehr von Bahrenfeld auf Trab (BaT) Anlass, 13 Fragen zum Verkehr an die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende zu richten. Weil die meisten Fragen nicht zufriedenstellend beantwortet worden waren[1], lud man die verkehrspolitischen Sprecher:innen der Hamburgischen Bürgerschaft nach Bahrenfeld ein. Am Mittwoch, den 29.11.2023 fanden sich – trotz schwieriger Witterungsbedingungen – knapp 50 Teilnehmer:innen in der Esther Bejarano Schule ein, um von den Bürgerschaftsparteien zu erfahren, wie sie die Verkehrsprobleme in Bahrenfeld zu lösen gedenken. Den Fragen stellten sich mit Anke Frieling (CDU) und Heike Sudmann (DIE LINKE) zwei Mitglieder der Bürgerschaft und mit Holger Sülberg (GRÜNE) ein Vertreter der Bezirksversammlung Altona. Frank Schmitt (SPD) war kurzfristig verhindert. Durch die Veranstaltung führte Ilona Schulz-Müller (BaT).

Bahrenfeld auf Trab stellte in drei Kapiteln Fragen zu folgenden Themen:

  1. Stellplatz- und Verkehrskonzept und Reduzierung des Durchgangsverkehrs
  2. Hochleistungsbussystem (BHNS) und Reduzierung des Motorisierten Individualverkehr (MIV) um etwa 1/3 bis 2030
  3. Maßnahmen zur Inbetriebnahme der S6 weit vor 2040 und Querung der Luruper Chaussee

Die drei Kapitel:

  1. Ingo Lembke von BaT erklärt: Die überlasteten Autobahnen zögen in Bahrenfelds Nebenstraßen immer wieder Staus nach sich, insbesondere viele mit LKW, die von der A23 nach Süden wollen.
    Während Sülberg von einer starken Reduzierung des MIV in den letzten Jahren spricht, sagt Frieling, dass diese Zahlen während der Pandemie erhoben worden seien. Sudmann meint, dass Busse, die im Stau stehen, ein unattraktives Angebot seien. Um das festzustellen, brauche man keine neuen Verkehrszählungen.
  2. Zwei Workshops zum BHNS hätten noch nicht befriedigend gezeigt, wie auf der gesamten Strecke ausreichend Raum für zwei separate Busspuren gewonnen werden können, berichtet Roswitha Düsterhöft von BaT. Voraussetzung dafür ist wohl, dass der MIV bis 2030 auf 20 % (aktuell sind es 32 %) reduziert werden muss. Es besteht Handlungsdruck!
    Die Busspuren könnten auf Teilstrecken bereits vor 2030 fertig sein. Die Entwicklung der Science City werde diesen Prozess beschleunigen, so Sülberg. Frieling fordert kurzfristig eine bessere Koordination von Baustellen und eine Bus-Bevorrechtigung an Ampeln. Sudmann fordert eine mutige Entscheidung für Busspuren. Unvermeidbare Engpässe könne man mit „Schleusen“ entschärfen.
    Aus dem Publikum wird das Problem angesprochen, dass es für die Verkehrsbetriebe schwierig sei, Busfahrer:innen zu bekommen.
    In diesem Zusammenhang spricht sich Sudmann für bessere Arbeitsbedingungen im Verkehrsgewerbe aus. Im Übrigen beteuert sie, man bräuchte für ein Stadtbahnnetz weniger Fahrer:innen als für die Busse. Sülberg spricht sich auch für niedrigere Einstellungshürden aus.
  3. Solange die S-Bahn nach Osdorf an den Verbindungsbahnentlastungstunnel (VET) angeschlossen werden soll, wird es eine Inbetriebnahme nicht vor 2045 geben, weiß Jürgen Beeck von BaT. Deshalb schlägt er eine Prüfung vor, ob die S-Bahn nicht an eine Bestandsstrecke (S3 oder S1) angebunden werden könne.
    Die Anbindung an den Diebsteich-Bahnhof sei laut Sülberg nicht wirtschaftlich. Frieling bemängelt, es fehle ein Verkehrskonzept und es gebe keine Finanzierungszusage für die S6 durch den Bund. Daher seien Alternativen gefragt. Wenn der VET gebaut wird, werde das Geld für die S6 nach Osdorf fehlen, befürchtet auch Sudmann.
    Die Luruper Chaussee wird in Architekten-Zeichnungen als freundlicher autoarmer Boulevard dargestellt. Das entspricht nicht den Tatsachen. Der Verkehr ist heute schon stark und wird noch zunehmen. Barrierefreie Querung durch Fußgänger seien nahezu unmöglich, erklärt Björn Beilfuß von BaT und fragt nach Lösungsideen der Politiker:innen.
    Sülberg stimmt zu, dass die Quartiere rechts und links der Luruper Chaussee verbunden werden müssen. Frieling beteuert, man müsse die Betroffenen fragen, was sie brauchen. „Warum hat Straßenverkehr immer Vorrang vor Fußverkehr?“ fragt dagegen Sudmann.

Was sie aus der Veranstaltung mitnehmen, fassen die Politiker:innen in einer Abschlussrunde zusammen.
Für Busspuren sei auf vielen Straßen kein Platz. Deshalb sei die Verkehrskoordination gefordert, sagte Frau Frieling. Frau Sudmann forderte die Anwesenden auf: „Machen Sie weiter!“ Auch Herr Sülberg wirbt für Beteiligung: „Begleiten Sie die Science City und bringen Sie sich ein“.

Ziel der Veranstaltung war es, den Abgeordneten der Bürgerschaft die Verkehrsprobleme in Bahrenfeld vor Augen zu führen. Demonstriert hat das nicht allein BaT mit seinen Fragen, sondern auch 50 anwesende Anwohner:innen, die in jedem Block eigene Fragen und Anliegen zum jeweiligen Thema stellen konnten.

Der Politik haben wir deutlich gemacht, dass wir kritisch auf die Planungsprozesse schauen. Natürlich ist es schade, dass die Abgeordneten der Regierungsparteien nicht vertreten waren, die GRÜNEN mit Holger Sülberg immerhin jemanden geschickt haben, der durch sein Engagement in der Bezirkspolitik im Thema ist. Wir werden am Ball bleiben müssen und auch die Regierungsparteien fordern.

Jürgen Beeck

[1] Sowohl die Fragen, als auch die Antworten finden Sie auf dieser BaT-Seite

Bahrenfeld auf Trab

Bahrenfeld auf Trab ist eine Stadtteilinitiative, die von Q8 altona unterstützt wird